Es war ein seltsam klarer Winter, damals, Ende 1989 in Jena. In den Räumen der evangelischen Gemeinde in der Ebertstraße saßen wir zusammen – Menschen, die vorher kaum etwas miteinander zu tun gehabt hatten. Arbeiter, Lehrer, Studenten, ehemalige Offiziere, Intellektuelle. Uns einte ein Gedanke: Es musste sich etwas ändern. Und zwar anders, als es uns […]
Wenn Günter Schabowski in seinen späten Jahren über den Herbst 1989 sprach, dann tat er das mit der Ruhe eines Mannes, der weiß, dass sich Geschichte nicht zurückspulen lässt. In einem Gespräch, das er Jahre nach dem Ende der DDR führte, blickte er auf jene Wochen zurück, in denen die Macht der SED ins Wanken […]
Offiziell trat Erich Honecker am 18. Oktober 1989 zurück – aus gesundheitlichen Gründen. So lautete die Formel, mit der die DDR-Führung versuchte, den politischen Umbruch zu kaschieren. Doch in Wahrheit war es der Moment, in dem das scheinbar unerschütterliche Machtgefüge der SED in sich zusammenbrach. Im Protokoll liest sich alles korrekt, beinahe würdevoll. Honecker bittet […]
Freie Wahlen sind das Thermometer der Demokratie. Doch im späten Frühjahr 1989 zeigte dieses Thermometer in der DDR nur einen künstlich erzeugten Fieberwert. Das Regime sorgte selbst dafür, dass die Anzeige stabil blieb – bei nahezu hundert Prozent Zustimmung. Der 7. Mai 1989 aber wurde zum Tag, an dem das Fieberthermometer plötzlich anfing, zu flackern. […]
Die Bilder der friedlichen Revolution von 1989 sind Teil des kollektiven Gedächtnisses: Menschen auf der Mauer, die für Freiheit und Demokratie auf die Straße gehen. Doch was geschah mit den zentralen Akteuren dieses historischen Moments, den Bürgerrechtlerinnen und Bürgerrechtlern? Ihre Wege nach der Wiedervereinigung waren komplexer, schmerzhafter und überraschender, als es die idealisierte Rückschau oft […]
Wenn wir an die Deutsche Demokratische Republik denken, entsteht vor dem inneren Auge oft das Bild eines grauen, streng kontrollierten Staates, in dem das Kollektiv über dem Individuum stand und Mangelwirtschaft den Alltag prägte. Dieses Bild ist nicht falsch, aber es ist unvollständig. Denn parallel zur Lebensrealität der Bürger existierte eine andere Welt: eine hermetisch […]
In der DDR galt offiziell: Im Sozialismus gibt es keine Serienmörder. Gewaltverbrechen seien „wesensfremd“, ein Produkt des Kapitalismus. Doch hinter der glänzenden Fassade des sozialistischen Staates operierte eine Elite der Stasi, die im Verborgenen die brutalsten Verbrecher jagte – Serienmörder, Kinderschänder, Giftmörder. Die Existenz dieser „Spezialkommission“ zeigt den paradoxen Kern des Systems: Die Wahrheit über […]
Was passiert, wenn der eigene Vater ein ganzes Land regiert – und dieses Land plötzlich verschwindet? Diese Frage wurde für die Söhne von Egon Krenz, dem letzten Staats- und Parteichef der DDR, zur schlagartigen Realität. Torsten und Carsten Krenz wuchsen privilegiert im Schatten der Macht auf, doch nach dem Fall der Berliner Mauer wurde ihr […]
Die fast vergessene Entführung von LOT-Flug 165 im Sommer 1978 erzählt mehr über die DDR als viele Akten: eine Geschichte von Angst, Liebe und dem Mut, Grenzen zu brechen. Am 30. August 1978 landete eine Tupolew 134 der polnischen Fluggesellschaft LOT unerwartet auf dem amerikanischen Militärflughafen Tempelhof. An Bord: 62 Passagiere, darunter zwei Menschen, die […]
Die Blueser-Szene in der DDR war in den 1970er und 1980er Jahren eine kulturelle Subkultur, die sich um eine Leidenschaft für Blues und Rockmusik entwickelte. In einer streng kontrollierten Gesellschaft, in der kulturelle Ausdrucksformen oft von staatlicher Zensur und Repression geprägt waren, bot der Blues vielen jungen Menschen eine Möglichkeit, sich kreativ auszudrücken und ihrer […]